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Gesund altern im Quartier - Prävention trifft Selbsthilfe

Ist es möglich Pflegebedürftigkeit zu verhindern?

Die Gesundheitsforschung setzte sich in der Vergangenheit vielfältig mit dem Thema Verhinderung bzw. Verzögerung von Pflegebedürftigkeit auseinander. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass es unter gewissen Voraussetzungen möglich ist, Pflegebedürftigkeit abzumildern, zu verzögern oder gar zu verhindern.

Ausgangspunkt und Zielgruppe

Ausgangspunkt für das Projekt "Gesund altern im Quartier" ist die präventive Gesundheitsförderung älterer Menschen ab 75 Jahren in den südlichen Stadtgebieten in Darmstadt. Im Fokus sind insbesondere alleinstehende Menschen in Ein-Personen-Haushalten, die nicht mehr ohne Hilfe ihr Haus oder ihre Wohnung verlassen können. Das Projekt soll dabei unterstützen, sich wieder in ihrem nachbarschaftlichen Umfeld zu bewegen und Hilfeangebote im Quartier in Anspruch nehmen zu können. Es werden Bewegungs-, Beratungs- und Vernetzungsaspekte mit einbezogen. Durch präventive Hausbesuche soll eine verbesserte Lebensqualität und ein gesteigertes Selbsthilfepotenzial von älteren Menschen erreicht werden.

Mobilisierung und Bewegungsfähigkeit

Ehrenamtliche Übungsleiter*innen schulen die älteren Menschen mit einem speziell zu diesem Zweck entwickelten Mobilisierungsprogramm. Durch gezielte körperliche Übungen werden Kraftreserven aufgebaut. Die Teilnehmenden werden so in ihrer Bewegungsfähigkeit gestärkt und bekommen dadurch mehr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Dadurch wächst der Mut, um sich auch außerhalb der eigenen Wohnung frei zu bewegen. Zugleich erhalten die Senioren*innen Beratungen zu kommunalen Unterstützungsangeboten, etwa zu den Serviceleistungen des Pflegestützpunktes oder zu den Freizeitangeboten der Wohlfahrtsverbände im Quartier.

Entwicklung des Trainingsprogramms durch das Institut für Sportwissenschaft der TU Darmstadt

Die Entwicklung des Trainingsprogramms, seine Erprobung und wissenschaftliche Evaluation leistete Herr Prof. Dr. rer. Medic. Josef Wiemeyer, Leiter des Fachbereichs Bewegungs-und Trainingswissenschaft, Sportinformatik und Sportmedizin vom Institut für Sportwissenschaft (isf) der TU Darmstadt. Erste Ideen für ein Bewegungs- und Assessmentkonzept wurden durch Studierende der TU entwickelt. Ehrenamtliche Übungsleiter wurden umfassend geschult, und dadurch in die Lage versetzt, die aktivierenden Hausbesuche bei den Probanden durchzuführen.

Kontakte zu Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich

Über das Selbsthilfebüro Darmstadt werden Kontakte zu Darmstädter Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich, z.B. zu den Themen Rheuma, Parkinson, Bluthochdruck, Krebs, etc. vermittelt. Auch werden die Senioren*innen dabei unterstützt, eigene Gesprächs- und Bewegungsgruppe zu initiieren und dazu die bestehenden Strukturen im Quartier zu nutzen.

Selbsthilfekräfte stärken und Vereinsamung vermeiden

Ziel des Projekts ist das Vermeiden bzw. Verzögern von Pflegebedürftigkeit, die Stärkung der Selbsthilfekräfte und das Vorbeugen von Vereinsamung. Im Stadtteil "Am Südbahnhof" wurde während einer zweijährigen Erprobungsphase zunächst das Sport- und Bewegungsprogramm entwickelt. Menschen ab 75 Jahre, die nicht mehr ohne Hilfe das Haus verlassen und deshalb keine entsprechenden Bewegungsangebote vor Ort aufsuchen konnten, wurden über einen Zeitraum von 20 Wochen von ausgebildeten, ehrenamtlichen Übungsleiter*innen einmal pro Woche für je eine Stunde zu Hause besucht. Bei diesen Hausbesuchen wurden, dem jeweiligen Gesundheitszustand angepasste Bewegungs- und Kräftigungsübungen durchgeführt, Beweglichkeit und Selbständigkeit bei den alltäglichen Verrichtungen sowie das seelische Wohlbefinden insgesamt gefördert. Das selbstbestimmte Leben im eigenen Zuhause wurde gestärkt und bei vielen Probanden eine Rückführung in das aushäusige Leben ermöglicht.

Praktische Hilfen durch Übungsmaterialien

Das Erreichen dieser Projektziele kann durch ausgehändigtes Übungsmaterial erfolgen oder durch Ehrenamtliche, die, wie im Projekt "Gesund altern im Quartier" zu den Senior*innen nach Hause gehen und die Möglichkeit für einen Wiedereinstieg in die Beweglichkeit direkt und praktisch aufzeigen. Hierbei kann Lebendigkeit und Freude an der gemeinsamen Durchführung der Übungen zum motivierten Weitermachen verhelfen. Der direkte soziale Kontakt zeigt Erfolge in der Bewegung und gibt Hoffnung und einen Sinn im Alltag. Somit ist der Aspekt der Zwischenmenschlichkeit bei den Bewegungsangeboten für den häuslichen Bereich für Senior*innen von enormer Bedeutung für die Nachhaltigkeit.

Kooperationspartner, Unterstützer und Sponsoren

Das Projekt ist das Ergebnis einer gemeinsamen Entwicklungsarbeit dreier Projektpartner. Neben dem Selbsthilfebüro Darmstadt wurde das Projekt von der Abteilung Altenhilfe der Wissenschaftsstadt Darmstadt und das Institut für Sportwissenschaft (isf) der Technischen Universität Darmstadt konzipiert und der Vorlauf durchgeführt. Finanziert wurde es durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt, die Willi- und Käthe-Kempf-Stiftung, sowie die Paritätische Projekte gGmbH.

Wie geht es weiter?

Nach erfolgreicher Beendigung der Vorlauf- und Erprobungsphase ist die Umsetzung des Projekts ab dem 2. Halbjahr 2018 geplant.

Unsere Förderer

AOK, GKV, Glücksspirale, Sozialbudget Hessen